Dr.-Ing. Otto Eberbach, Architekt der Koßmannschule
Die Koßmannschule in Eppelborn, heute Sitz des Softwareunternehmens Krämer IT Solutions, ist das Werk des renommierten Architekten Otto Eberbach. Derselbe hatte 1907 eher zufällig den Weg in die Saarregion gefunden und danach 18 Jahre als Kreisbaumeister in Ottweiler gearbeitet. Er hatte im Landkreis eine ganze Reihe unverwechselbarer Bauwerke geschaffen und sich um die Denkmalpflege verdient gemacht. Differenzen mit seinem Dienstherren, insbesondere mit Landrat Dr. Maximilian Rech, führten 1925 zu seiner Suspendierung. Er arbeitete sodann als Dozent an der Höheren Technischen Lehranstalt in Saarbrücken und gelegentlich als freier Architekt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Eberbach in der Politik. Er war Spitzenkandidat der Deutschen Demokratischen Partei bei den Landesratswahlen 1928 und 1932, Reichsbannerführer an der Saar und engagierter Nazigegner.
Otto Eberbach wurde am 17. Juni 1876 als Sohn des Architekten und Bauunternehmers Heinrich Eberbach und dessen Ehefrau Friederike Lochen in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur (1894) nahm er umgehend das Studium der Architektur in Angriff und konnte 1902 die Regierungsbaumeisterprüfung an der Technischen Hochschule in Stuttgart ablegen. Weil zeitgleich das Promotionsrecht an Technischen Hochschulen für die Fachrichtung Architektur eingeführt wurde, war Eberbach die Möglichkeit gegeben, als erster Architekt Württembergs den neu geschaffenen Titel Dr.-Ing. zu erwerben. Er promovierte über das Thema: „Die deutsche Höhenburg des Mittelalters in ihrer baulichen Anlage, Entwicklung und Konstruktion.“
Nach Abschluss des Studiums arbeitete Eberbach kurzzeitig im württembergischen Bauministerium, trat aber bereits im Frühjahr 1903 als Stadtbauinspektor in die Dienste der Stadt Mannheim. Hier konnte er, gestützt von Baudirektor Richard Perrey, einem landesweit geschätzten Architekten, bedeutende Bauprojekte (Luzenberg-Wasserturm, Kurfürst-Friedrich-Schule) realisieren und sich das Rüstzeug für höhere bautechnische Aufgaben erarbeiten. Als Mitarbeiter von Professor Hermann Billing, dem späteren Direktor der Badischen Landeskunstschule, wird er insbesondere seine Fähigkeiten, die Ästhetik des Bauens betreffend, verbessert haben.
Eberbachs Wunsch, eigenständig zu arbeiten, veranlasste ihn zu dem Wechsel in die Saargegend. Am 15. Oktober 1907 wurde er vom Kreisausschuss zum Kreisbaumeister und Nachfolger von Dipl. Ing. Köhler gewählt. Als Leiter des Bauamtes plante und überwachte er mit außergewöhnlichem Engagement eine große Zahl von Hoch- und Tiefbaumaßnahmen für den Landkreis und dessen Kommunen. Neben einer Vielzahl von Schulen schuf er insbesondere Wohn-, Verwaltungs- und Industriebauten. Herausragende Zeugnisse seiner Arbeit sind die Rathäuser in Illingen und Wemmetsweiler sowie die evangelische Kirche in Hirzweiler-Welschbach. Überaus imponierend hatte er auch den Um- bzw. Erweiterungsbau des Landratsamtes in Ottweiler realisiert und damit ein imposantes Verwaltungsgebäude geschaffen, das allerdings infolge eifersüchtiger Interessen heute nicht mehr bewundert werden kann.